Oralsex und Mundkrebs

 

Oralsex kann einer französischen Studie zufolge zu Mundkrebs führen. Wie das britische Magazin "New Scientist" (Nr. 2436, S. 10) berichtet, haben die Forscher humane Papillomaviren (HPV) bei vielen Patienten mit Mundkrebs entdeckt.

Diese Warzenviren können generell beim Geschlechtsverkehr übertragen werden und im Laufe der Jahre Krebs zum Beispiel am Gebärmutterhals auslösen. Die Mediziner der Internationalen Agentur für Krebsforschung in Lyon hatten 1670 an Mundkrebs erkrankte Patienten aus Europa, Kanada, Australien, Kuba und dem Sudan mit gesunden Menschen verglichen.

Patienten mit Mundkrebs, bei denen man in den Tumoren den Papillomavirus (HPV 16) fand, hatten nach eigenen Angaben drei Mal so häufig Oralsex gehabt wie die Krebskranken, bei denen dieses Virus nicht gefunden wurde, schreibt das Magazin "New Scientist".
Das Virus sei gleichermaßen in den Mundtumoren von Frauen und Männern gefunden worden. Daher gehen die Forscher davon aus, dass sowohl Cunnilingus als auch Fellatio zur Infektion im Mund führen kann.

Das Risiko, an Mundkrebs zu erkranken, ist gering. Pro Jahr erkrankt etwa einer von 10.000 Menschen daran. Und das höchste Risiko tragen immer noch Raucher und Trinker, so die Wissenschaftler der Agency for Research on Cancer (IARC) aus Lyon.

Dennoch: "Es gibt tatsächlich eine kleine, aber signifikante Gruppe von Mundkrebspatienten, deren Erkrankung offensichtlich nicht auf jahrzehntelangen Alkohol- und Nikotingenuss zurückzuführen ist, weil die Patienten zu jung sind", erklärt der Krebsspezialist Newell Johnson vom Kings College in London gegenüber dem Fachmagazin New Scientist. "In dieser Gruppe müssen andere Faktoren eine Rolle spielen und der Zusammenhang von humanen Papillomaviren (HPV) und Oralsex ist sehr wahrscheinlich."

Für die Wissenschaft sind die Ergebnisse jedenfalls hoch interessant, da seit Jahren darüber diskutiert wird, ob das HPV auch andere Krebserkrankungen außer dem Gebärmutterhalskrebs verursachen kann", so Raphael Viscidi, Virologe an der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore. Die Forschungsergebnisse sollen aber vor allem dazu verhelfen, einen Impfstoff gegen HPV zu finden, denn jährlich sterben 250.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Ein Impfstoff würde nämlich auch orale Infektionen mit dem Virus verhindern.

dpa, pressetext.at

Link:  New Scientist

 

 

 

 

 

«Darüber rede ich nie mit meinen Patienten» 

Tod von Farrah Fawcett lenkt Aufmerksamkeit auf Analkrebs

 

 

 

15.07.09.

 

Der Tod von Farrah Fawcett hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf eine Krebsart gelenkt, über die bislang kaum gesprochen wurde. Die Schauspielerin starb Ende Juni im Alter von 62 Jahren an Analkrebs. Diese Tumorform wird meist von Viren verursacht, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.

Noch vor einigen Jahrzehnten wurde in der Öffentlichkeit über Details von Krankheiten wie Brust-, Prostata- oder Darmkrebs nur verklausuliert gesprochen oder verschämt geschwiegen. Diese Tabus fielen nicht zuletzt durch Prominente wie Politiker, Sportler oder Schauspieler, die sich – wie etwa die amerikanische First Lady Betty Ford – als Patienten outeten und die Themen ins Bewusstsein rückten.


Das Thema Analkrebs blieb dagegen weiter stigmatisiert. Barron Lerner von der Columbia Universität in New York begründet dies damit, dass der Darmausgang nicht nur mit dem Stuhlgang in Verbindung gebracht wird, sondern auch mit tabuisierten Sexualpraktiken. Der Internist spricht mit seinen Patienten regelmäßig über verschiedenen Krebsformen und deren Risikofaktoren. Aber über Analkrebs oder sogar Analsex? «Darüber rede ich nie mit meinen Patienten», sagt Lerner. «Da könnten viele Menschen vielleicht ausrasten.»

Auch dieses Tabuthema könnte nun fallen.  

 

Fawcett hatte kurz vor ihrem Tod noch an einer Fernsehdokumentation mitgewirkt, die die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ihre Therapie aufklären sollte. «Sie wusste, dass sie den Analkrebs nicht überwinden würde und beschloss, als ihr Vermächtnis möglichst auf die Krankheit aufmerksam zu machen», sagt ihr Arzt Lawrence Piro.

Zugegeben: Analkrebs ist sehr selten. In Deutschland gibt es bei den Frauen jährlich rund 0,7 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. Bei Männern liegt die Erkrankungsrate noch einmal um etwa 50 Prozent niedriger. In den USA erkranken jährlich etwa 5.000 Menschen, die Zahl der Todesopfer liegt bei 700.

Das Image der Krankheit wird von Vorurteilen dominiert. Die meisten Menschen denken an schwule Männer und an Erkrankungen wie HIV oder Aids.

Dabei stellen Frauen die Mehrzahl sowohl der Patienten als auch der Todesopfer. «Die Diagnose bei Farrah Fawcett deutet schon darauf hin, dass Analkrebs bei Frauen häufiger vorkommt als bei Männern», sagt Mona Saraiya von der US-Gesundheitsbehörde CDCP. «Farrah Fawcett verleiht dem Krebs bei Frauen ein Gesicht.»

Verursacht werden die meisten Analtumore – ebenso wie auch die Mehrzahl der Gebärmutterhalstumoren – von Humanen Papillomaviren (HPV). Diese stecken hinter 70 Prozent der Analkarzinome und hinter rund 90 Prozent von deren schuppenartiger Variante, an der auch Fawcett litt. Ob der Tumor auch bei der Schauspielerin durch HPV ausgelöst wurde, ist allerdings nicht bekannt.

 

Seit einigen Jahren gibt es Impfungen gegen etliche HPV-Typen. Die Vakzinen verhindern Studien zufolge Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, die vorher noch nicht mit HPV infiziert waren. Mediziner vermuten, dass sie auch vor Analkrebs schützen können. Eine Studie zu der Frage läuft, allerdings mit ausschließlich männlichen Teilnehmern. Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen. Fawcetts Arzt Piro glaubt, dass diese Impfung einen wichtigen Schutz gegen Krebs bietet, der noch zu wenig genutzt werde. Ob das Schicksal der Schauspielerin die Impfbereitschaft steigern wird, bleibt abzuwarten.



Quelle: The Associated Press

 

 

 






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